Aktienplausch mit Benjamin Offenberger aka Beamteninvestor

Die Deutschen gelten gemeinhin als Aktienmuffel.

Doch zuletzt hat die hiesige Aktienkultur einen merklichen Aufschwung erlebt.

Damit dieser Trend keine Eintagsfliege bleibt, habe ich mich zum Start einer neuen Interviewserie entschieden.

In dieser berichten bekannte und weniger bekannte Aktionäre über ihre Motivation, Geld an der Börse anzulegen.

Nachdem ich dem „Beamteninvestor“ bereits seit längerer Zeit auf Instagram folge und mir mit großem Interesse dessen Interview im Finanzrocker-Podcast anhörte, hat es mich extrem gefreut, dass er meiner Einladung gefolgt ist und nun auch mir als Gesprächspartner zur Verfügung steht.

Viel Spaß also beim nächsten Aktienplausch auf Jung in Rente!

Mein Aktienplausch mit Benjamin Offenberger aka Beamteninvestor

Benjamin Offenberger aka Beamteninvestor 2

Mein Name ist Benjamin Offenberger. Ich bin hauptberuflich Beamter und leidenschaftlicher Börsianer. In meiner Freizeit betreibe ich den Blog Beamteninvestor und den gleichnamigen Instagramkanal.

Benjamin, wieso gehörst du zu den 17,5 Prozent der Deutschen, die in Aktien investieren?

Zuerst einmal finde ich es eigentlich erschreckend, dass weniger als ein Fünftel der Deutschen tatsächlich an der Börse investiert.

Da haben uns andere Länder deutlich etwas voraus.

Vor allem investiere ich, da ich dauerhaft nicht an eine auskömmliche Rentenzahlung bzw. in meinem Fall als Beamter an eine Pensionszahlung glaube.

Mittlerweile wird die gesetzliche Rentenversicherung mit jährlich 100 Milliarden Euro aus dem Bundeshaushalt bezuschusst.

Das sind etwa 30% der gesamten Bundesmittel.

Anfang der 1960er Jahre kamen auf einen Rentner sechs Beitragszahler.

Heute beträgt dieses Verhältnis nur noch 1:2,1.

Nach den aktuellen Prognosen wird im Jahr 2060 auf jeden Rentner nur noch knapp ein Beitragszahler kommen.

Im Umkehrschluss bedeutet das, dass 2060 unter Berücksichtigung der derzeitigen gesetzlichen Regelungen (Garantien für Rentenniveau und Rentenbeitragssatz) mehr als 55% der Bundesmittel in die Rentenkasse fließen müssten.

Alleine diese wenigen Zahlen zeigen aus meiner Sicht, dass es hier in den nächsten Jahrzehnten zu weiteren heftigen Einschnitten kommen muss.

Leider wendet ein Großteil der politischen Eliten bei diesem Thema die Vogel-Strauß-Taktik an und verschließt vor diesen Tatsachen schlicht und ergreifend die Augen.

Im gerade stattfindenden Bundestagswahlkampf spielt die zukünftige Finanzierbarkeit der Rente so gut wie keine Rolle.

Am Rande klingen zwar ab und an die Themen „Aktienrente“ und „Staatsfonds“ an, wirklich zwingend ist davon aber leider nichts.

Wir laufen also sehenden Auges in eine Katastrophe.

Ich würde hier auch nicht zwischen Renten und Pensionen unterscheiden.

Auch wenn das Pensionsniveau heute noch deutlich über dem Rentenniveau liegt, glaube ich nicht daran, dass dies dauerhaft beibehalten werden kann.

Für mich persönlich erachte ich es also als unerlässlich, privat vorzusorgen.

Das Investieren in Aktien ist hierfür ein geeigneter Weg.

Warum hast du dich zu Beginn für einen Einstieg mit ETFs entschieden?

Für den Einstieg dürfte das Investieren in ETFs für die meisten von uns der geeignete Weg sein.

Der Kauf von ETFs ist ohne großen Zeitaufwand zu managen, man ist von Beginn an breit diversifiziert und muss sich nicht um Einzeltitel kümmern.

Benjamin Offenberger aka Beamteninvestor

Etwas Anderes hätte ich mir zu Beginn auch gar nicht zugetraut.

Das Thema Aktien war relativ neu für mich, von Unternehmensbewertung hatte ich keine Ahnung.


Lesestoff

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Weshalb bevorzugst du inzwischen Einzelaktien?

Mit der Zeit hat das Thema Börse einen immer größeren Stellenwert bei mir eingenommen und ist mittlerweile zu einer Passion geworden.

Für viele ist das Managen der eigenen Finanzen ja ein großes Übel.

Ich liebe es, mich damit zu beschäftigen.

Ich schaue mir gerne Unternehmen im Detail an, lese Analysen und Artikel dazu und mache mir Gedanken, wie Firmen in Zukunft dastehen könnten.

In diese investiere ich dann direkt und nicht mehr über ETFs.

Diese nutze ich nur noch für Nischenthemen, in denen ich mich gar nicht auskenne – wie dem Gaming-Bereich beispielsweise.

Auch das Land Indien decke ich über einen ETF ab, da es für Privatanleger eigentlich unmöglich ist, breit in indische Einzelwerte zu investieren.

Bei allem anderen setze ich auf Einzelwerte.

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Warum setzt du dabei überwiegend auf dividendenstarke Titel?

Meine Strategie ist sehr Cashflow-orientiert.

Das hat zu einem Großteil mit dem persönlichen Wohlfühlfaktor zu tun.

Ich habe für mich festgestellt, dass ich bei fallenden Kursen deutlich besser schlafen kann, wenn ich weiß, dass die Dividenden weiterhin fließen.

Benjamin Offenberger aka Beamteninvestor

Ich gebe durchaus zu, dass ich hier nicht immer rational handle.

Bisher wurde jeder Euro an Dividende wieder reinvestiert.

Man könnte also zurecht einwenden, dass dieses Vorgehen unklug ist.

Schließlich muss ich auf die Dividenden ja Abgeltungssteuer zahlen.

Allerdings würde es mir nichts bringen, wenn ich das Depot voller Wachstumstitel hätte und bei fallenden Kursen den Finger immer über dem Verkaufen-Button kreisen lassen würde.

Es geht mir also nicht um das letzte Prozent an Rendite, sondern um einen gesunden Schlaf und meine eigene Wohlfühlzone.

Hier ist jeder anders gestrickt und genau aus diesem Grund gibt es für mich kein richtig oder falsch bei einer Strategie.

Mittlerweile liegt der Anteil an Wachstumsunternehmen in meinem Depot (die meisten davon ohne Dividende) bei etwa 30%, womit ich mich ebenfalls sehr wohlfühle.


Lesestoff

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Was sind deine favorisierten Quellen (Bücher, Zeitungen, Blogs, Social-Media-Kanäle usw.), um informierte Investitionsentscheidungen zu treffen?

Da ich überwiegend in US-Aktien investiere, ist meine erste Anlaufstelle eigentlich immer die Seite von Seeking Alpha.

Neben News und Unternehmenszahlen gibt es hier auch sehr gute Analysen (leider alles auf Englisch).

Daneben nutze ich einige weitere kostenpflichtige Tools, um mir die Recherchearbeit zu erleichtern, z.B. den Aktienfinder, Fastgraphs oder das Morningstar-Datenpaket von Traderfox.

An Büchern lese ich so ziemlich alles, was mir zum Thema Börse in die Finger kommt.

Darüber hinaus sind einige Blogs regelmäßige Anlaufstelle für mich.

Besonders hervorheben würde ich Intelligent Investieren von Michael Kissig, die Freiheitsmaschine, Divantis, den Blog von Tim Schäfer, Mission Cashflow von Ingo Scholtz (den du hier ja auch schon interviewt hast) und natürlich deinen Blog.

Da ich sehr aktiv auf Instagram bin, gibt es darüber hinaus einen täglichen regen Austausch mit der dortigen Finanzcommunity, bei dem man immer wieder etwas lernen kann.

Welchen Ratschlag würdest du Börsenanfängern aufgrund deiner langjährigen Erfahrung mit auf den Weg geben?

Der wichtigste Ratschlag meiner Meinung nach: FANG AN!

Jeder Tag, den man früher beginnt, zählt.

Der Zinseszinseffekt knallt umso mehr rein, je früher man loslegt.

Außerdem ist es ein ganz anderes Gefühl, tatsächlich mit Geld investiert zu sein, als alles nur theoretisch aus Büchern oder Musterdepots zu ziehen.

„Skin in the Game“ macht hier sehr viel aus.

Dabei muss man auch keine Angst haben – Fehler machen wir alle.

Je früher man die großen macht, umso besser.

Am Anfang, mit kleinem Geld, tun diese nicht so weh. 

Prima, Ben, dein reichhaltiger Input dürfte nicht nur mir jede Menge Anregung bieten!


Benjamin Offenberger aka Beamteninvestor 4

Wenn Euch das Interview mit Ben gefallen hat und ihr mehr von ihm erfahren wollt, folgt ihm unbedingt auch auf einem seiner Social Media-Kanäle:


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Danke für deine Aufmerksamkeit und weiterhin viel Erfolg beim Sparen, Investieren und frei sein!

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