Aktienplausch mit Tino Joffroy aka Finlog

Die Deutschen gelten gemeinhin als Aktienmuffel.

Doch zuletzt hat die hiesige Aktienkultur einen merklichen Aufschwung erlebt.

Damit dieser Trend keine Eintagsfliege bleibt, habe ich mich zum Start einer neuen Interviewserie entschieden.

In dieser berichten bekannte und weniger bekannte Aktionäre über ihre Motivation, Geld an der Börse anzulegen.

Nachdem ich meinen langjährigen Twitter-Gefährten Tino Joffroy aka Finlog in der Vergangenheit bereits für mehrere Gastartikel gewinnen konnte, freue ich mich nun, ihn auch als Interviewgast begrüßen zu dürfen.

Viel Spaß also beim nächsten Aktienplausch auf Jung in Rente!

Mein Aktienplausch mit Tino Joffroy aka Finlog

Aktienplausch mit Tino Joffroy aka Finlog 1

Kurzprofil Tino Joffroy

Nach der Bundeswehr habe ich zwei Jahre freiberuflich als Journalist für verschiedene Zeitungen und Stadtmagazine in Kassel gearbeitet. Anschließend gründete ich eine Werbeagentur. Zu dieser Zeit begann auch mein Start an der Börse mit Fonds-Sparplänen, Aktien und Daytrading von Futures. 2007 habe ich ein Profi-Radteam gegründet und bin selbst aktiv einige Jahre Radrennen gefahren. 2009 habe ich alle Anteile an meinen Unternehmen verkauft und bin seitdem Risikomanager meines eigenen Portfolios.

Wieso gehörst du zu den 17,5 Prozent der Deutschen, die in Aktien investieren?

Das hängt wahrscheinlich damit zusammen, dass ich in jungen Jahren – mit 26 – meine erste Firma gegründet habe und ich mich damit zwangsläufig mit Kapital, Kapitalerhalt, Vermögensaufbau und Investitionsmöglichkeiten beschäftigt habe.

Ich fand aber auch vorher schon den Gedanken reizvoll, dass man ein Wagnis eingeht, sprich eine Beteiligung an einem Geschäft.

Oder ein eigenes Business gründet.

Und dann von diesem Geschäftsmodell profitieren kann, eben weil man beteiligt ist.

Kurz gesagt: Ich habe früh verstanden, dass man Geld für sich arbeiten lassen kann.

Tino Joffroy aka Finlog

Das Geld ein Werkzeug ist, welches man nutzen kann und dass aus Geld mehr Geld werden kann, wenn man es klug investiert.

Beigebracht hat mir das niemand konkret.

Es gab allerdings in meiner Jugendzeit ein paar Geschäftsleute im Bekanntenkreis meiner Eltern.

Vielleicht hat das auch indirekt geprägt.

Weshalb bevorzugst du ETFs gegenüber Einzelaktien?

ETFs sind für mich eine hervorragende Sache, um ausreichend diversifiziert in Bereichen zu investieren, die ich mit Einzelinvestments nicht abdecken kann oder in denen ich mich nicht auskenne.

Außerdem sind sie im Vergleich zu anderen Möglichkeiten sehr kostengünstig und erfordern einen minimalen Überwachungsaufwand.

Es genügt meiner Meinung nach völlig, wenn man einmal pro Jahr sein ETF-Portfolio checkt.

Ich bin mir bewusst, dass ich in einem ETF auch eine Menge schlecht performender Aktien habe und ich immer nur den Durchschnitt bei der Performance erreichen kann.

Der geringe Aufwand ist mir das aber wert.

Durch die Lektüre einiger Bücher und auch durch eigene Überlegungen bin ich davon überzeugt, dass man als normaler Privatanleger ohne besondere Kenntnisse in einem bestimmten Bereich den Gesamtmarkt mit Stockpicking auf lange Sicht nicht schlagen kann.

Damit meine ich Jahrzehnte.

Ich hab Stockpicking auch versucht in meiner Anfangszeit an der Börse, aber Outperformance ist mir nicht gelungen.

Vielleicht bin ich auch ungeeignet dafür…

Ich habe trotzdem einige Aktien in meinem Portfolio, diese sind allerdings übersichtlich in ihrer Anzahl und konzentriert.

Konzentriert heißt, dass ich große Stückzahlen in wenigen Einzelaktien halte.

Ich hoffe, meine Analyse in diesen Werten war ausreichend.

Dass meine Analyse-Fähigkeiten begrenzt sind, ist mir dabei bewusst.

Diese Aktien sind zum größten Teil auch deshalb im Depot, weil ich sie für meinen Optionshandel benötige und sie zusätzlich hohe Dividendenrenditen abwerfen.

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Was hat es mit deinem Fokus auf einen stabilen monatlichen Cashflow auf sich?

Mein Fokus auf regelmäßigen monatlichen Cashflow liegt ganz einfach darin begründet, dass ich von meinem Portfolio lebe.

Und irgendwoher muss ja das Geld für die Miete und Ersatzschläuche für mein Rennrad kommen.

Ich bin kein Trader, das war ich in den ersten 10 Jahren zur Genüge, und deshalb ist diese Art von monatlichen Einkommen die, die ich einschätzen kann und wo ich mir sicher bin, dass ich das mit geringem Risiko und geringer Schwankungsbreite im Portfolio erreichen kann.

Warum verkaufst du zur Beimischung Optionen?

Optionen sind ein großartiges Vehikel, um Cashflow zu generieren.

Wenn man weiß, was man tut.

Es ist wichtig, die Grundlagen von Optionen zu verstehen, denn in der praktischen Anwendung gibt es unzählige taktische Möglichkeiten, sie einzusetzen.

Mit Optionen kam ich bereits Anfang der 2000-er Jahre in Berührung.

Damals habe ich Butterflys auf den Spider (ETF, der den S&P 500 abbildet) aufgesetzt.

Und ich muss deine Frage etwas präzisieren:

Ich nutze Optionen nicht als Beimischung, sondern sie generieren den Großteil meines Cashflows.

Tino Joffroy aka Finlog

Leider ist die aktuelle Situation in Deutschland, was die steuerliche Behandlung von Verlusten aus Optionsgeschäften angeht, ein großer Schritt zurück.

Das zwingt mich dazu, meine Strategie zu verändern.

Man muss sich das mal vorstellen: In den USA sind Optionen in den steuerlich geförderten Rentenkonten wie Roth oder 401 erlaubt und hierzulande gelten sie als hochspekulatives Instrument.

Wenn man davon ausgeht, dass Steuern auch immer etwas mit „(Geld und Verhalten) steuern“ zu tun hat, darf sich jeder seinen Reim darauf machen, was diese Ungleichbehandlung soll.

Zumal wirklich gefährliche Derivate wie KO-Zertifikate und Optionsscheine, von dieser Regelung ausgenommen sind.

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Was sind deine favorisierten Quellen (Bücher, Zeitungen, Blogs, Social-Media-Kanäle usw.), um informierte Investitionsentscheidungen zu treffen?

Meine Informationsquellen im Internet habe ich im Laufe der Jahre immer weiter verringert.

Ich habe festgestellt, dass ich sehr schnell den Überblick verliere über die Vielzahl an Informationen.

Vor allem habe ich aber festgestellt, dass die meisten Informationen, Tipps und Ratschläge sich entweder wiederholen oder vollkommen nutzlos sind – zumindest für die Art, wie ich mein Portfolio manage.

Ich lese regelmäßig Beiträge bei Seeking Alpha.

Ich folge dort einigen Leuten, die einen sehr guten Job in ihrer jeweiligen Nische machen – US Immobilien zum Beispiel.

Bei Twitter gibt es auch einige sehr gute Kanäle und der unkomplizierte direkte Austausch ist an vielen Tagen in der Woche sehr erfrischend.

Ich muss aber sagen, dass ich die Masse von dem wenigen, dass ich über Börse, Aktien und Vermögensaufbau, Risikomanagement, Wahrscheinlichkeiten bei Investitionen, Immobilieninvestments aus Büchern habe.

Bücher sind meine bevorzugte Wissensquelle.

Und sie werden das auch bleiben.

Ein paar Worte dazu, warum ich mich bei Informationsquellen immer weiter einschränke: Das liegt natürlich auch an meinem Investitionsstil.

Da ich die Masse meiner Investments auf sehr lange Sicht eingehe und dort auch in Tranchen zukaufe oder verkaufe, brauche ich keine täglichen oder wöchentlichen Updates zu meinem Investment Case.

Die Entscheidung, warum ich in einer Region oder in einem Sektor investiere, habe ich ja bereits über Monate vorher recherchiert.

Ist diese Entscheidung gefallen und habe ich die Investitionen getätigt, dann brauche ich kein wöchentliches Störfeuer mehr, ob sich irgendeine Kleinigkeit ändert oder nicht.

Das ist mir in dem Moment vollkommen egal.

Wenn ich ein Investment eingehe, dann halte ich es mit der Regel einiger großer Investoren, die in den ersten zwei Jahren eines Engagements gar nichts tun.

Tino Joffroy aka Finlog

Wenn das also meine Ausgangsposition ist, dann brauche ich auch keine Nachrichten lesen.

Gute Bücher, die mich intellektuell und fachlich weiterbringen, lese ich hingegen permanent.

Welchen Ratschlag würdest du Börsenanfängern aufgrund deiner langjährigen Erfahrung mit auf den Weg geben?

Mein erster Ratschlag wäre: Wenn du in der Lage bist, 50 oder 100 EUR im Monat zu sparen, dann lege dafür einen ETF-Sparplan an und lasse ganz stumpf und ohne irgend etwas an der Sache zu ändern laufen.

Am besten in einem ETF, der einen Großteil des Aktienmarktes abdeckt, zum Beispiel der S&P 500 oder ein ETF auf den MSCI World.

Weiterhin empfehle ich, sich ausgiebig mit Finanzthemen zu beschäftigen.

Damit das Gehirn trainiert wird und schlechte Geldgewohnheiten „verlernt“ werden können, indem Wissen aufgebaut wird.

Das klingt so einfach, aber man muss festhalten, dass das nur funktioniert, wenn die Person ein gewisses Interesse für diesen Themenkomplex mitbringt.

Man kann niemanden dazu zwingen, sich mit den Finanzmärkten zu beschäftigen.

Vielen ist zwar klar, dass ihre Rente mal nicht reichen wird, um einen angemessenen Lebensstandard zu pflegen, aber das bedeutet nicht, dass sie dadurch automatisch zu Anlegern werden.

Du kannst nicht jemanden vor den Fernseher setzen und Tour de France Etappen schauen lassen und erwarten, dass derjenige sich ein Rennrad kauft und 100 km Touren macht.

Dieser Job liegt bei der Person selbst und kann auch nur durch sie umgesetzt werden.

Gehen wir aber mal davon aus, dass die Person genügend Interesse mitbringt und diesen Sparplan auf einen ETF eröffnet hat, dann wird ganz automatisch deren Wissen größer und die emotionale Beziehung zu Geld und Investitionen wird stärker.

Und zwar nicht nur profan egoistisch, in dem man sein Vermögen steigert oder vorsorgt fürs Alter, sondern man tut ja mit Investitionen auch etwas Gutes.

Das hört sich im heutigen politischen Spektrum etwas merkwürdig an, ist aber meine Überzeugung.

Mit einer Beteiligung an Unternehmen entweder direkt oder über einen ETF tue ich nicht nur etwas für mich, sondern auch für die Gemeinschaft.

Etwas sehr Wichtiges zum Schluss: Ich würde jedem raten, wenn er seine ersten Schritte an der Börse gemacht hat, sich mit dem Risiko auseinanderzusetzen.

Tino Joffroy aka Finlog

Jede Investition und jede geschäftliche Aktivität beinhaltet Risiko.

Da Menschen von Natur aus risikoscheu sind und das tief in ihrer DNA verwurzelt ist, muss man sich als Investor an den Finanzmärkten mit sich und seiner Psyche und seiner Risikotoleranz oder seiner Risikoaversion auseinandersetzen.

Man sollte sich unbedingt wohlfühlen, mit dem was man tut, gerade wenn man eigenes Geld einsetzt.

Meiner Meinung nach kommt der Risikoaspekt im aktuellen Umfeld an der Börse bei den meisten zu kurz.

Viele Privatanleger haben noch nie einen jahrelangen Bärenmarkt erlebt.

Aber genau für diese Situationen sollte sich jeder vorbereiten, damit er damit umgehen kann, wenn es passiert.

Besten Dank, Tino, für deinen äußerst aufschlussreichen Input und den sehr interessanten Aktienplausch!


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Wenn Euch das Interview mit Tino gefallen hat und ihr mehr von ihm erfahren wollt, folgt ihm unbedingt auch auf einem seiner Social Media-Kanäle:


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Dich interessiert, was andere Aktionäre motiviert, ihr Geld an der Börse anzulegen.

Dann wirf gerne auch einen Blick in meine weiteren Interviews:

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Danke für deine Aufmerksamkeit und weiterhin viel Erfolg beim Sparen, Investieren und frei sein!

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3 Antworten auf „Aktienplausch mit Tino Joffroy aka Finlog“

  1. Ich folge Tino schon seit einigen Jahren und finde, dass mir das sehr viel Mehrwert gebracht hat. Aktuell macht er auch mit Jay und Herrn Strelow ein Youtube-Video Format, dass ziemlich interessant ist. Leider fehlt mir nur gerade die Zeit mir die langen Diskussionen anzuhören. Aber das Wissen, dass dort vermittelt wird, ist vermutlich auch noch in einem Jahr höchst interessant.

    1. Moin Martin,

      vielen Dank für deinen Hinweis!

      Von den aktuellen YouTube-Aktivitäten von Tino habe ich auch schon mitbekommen.

      Leider komme ich in meiner Freizeit nur so selten zum Videoschauen.

      Aber ich habe den Kanal inzwischen wenigstens schon einmal abonniert 🙂

      Danke fürs Vorbeischauen!

      Lieben Gruß
      David

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